Bad Nauheim (hau). Mehrere Hundert Reisende nahmen kürzlich gemütlich Platz im imaginären Interregio von Frankfurt nach Kassel. Was sie beim zweistündigen Zwischenstopp in Bad Nauheim erlebten, riss sie zu stehenden Ovationen, Bravo- und Zugaberufen hin. Zurückversetzt wurden die "Bahnfahrenden" in jene ruhmvollen Zeiten, da Bad Nauheim als Weltbad mit Herz Geschichte schrieb, aber auch zu glanzvollen Höhepunkten im modernen Herz-Heilbad. Für den bravourösen musikalischen Brückenschlag zu prominenten Gästen in Bad Nauheim sorgten das Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Mörlen und dessen Nachwuchs im Jugendblasorchester Bad Nauheim.

Furios starteten die weit über 40 Bläser und Percussionisten des Jugendorchesters um ihren Dirigenten Stefan Haus die Bahnfahrt mit einer lautmalerischen Reminiszenz an den legendären "The great Locomotive Chase", bevor sie in Erinnerung an Karl Mays Aufenthalt in Bad Nauheim im Jahr 1904 Winnetou und Old Shatterhand buchstäblich auf die Bühne musizierten - mit der Filmmusik aus der Feder des heute 80-jährigen Martin Böttcher. Einen rasanten Zeitsprung unternahmen die jungen Künstler mit Bodo Schopfs "Fly Schumi fly" hin zu den lebenden Formel-Eins-Legenden Michael und Ralf Schumacher, die seit sechs Jahren regelmäßige Gäste in Bad Nauheim sind. Sind es beim "Starlight Express" Rollschuhfahrer, die das Publikum umkreisen, waren es im Jugendstiltheater junge Gokart-Piloten, die ihre Runden drehten. Fehlen durfte natürlich nicht die musikalische Hommage an die Bad Nauheimerin Jessica Wahls, Gründungsmitglied der berühmten Girls-Group "No Angels", die sich in diesem Sommer im Dolce-Theater auf ihr Hessentags-Konzert in Butzbach vorbereitete. Spürbar war die Freude bei Orchester und Solisten an dem Potpourri ihrer schönsten Hits.

Die neue deutsche Popversion von Allan Grays Klassiker "Flieger, grüß mir die Sonne" erinnerte an den Bad Nauheim-Besuch von Hans Albers im Jahr 1925 und den Part des blonden Hans im Film "F.P.1 antwortet nicht". Zugleich gab dieser Schlager der blutjungen Posaunistin und frisch gebackenen Vizedirigentin Sina Kremer Gelegenheit, von ihrem Können Gebrauch zu machen. Es dauerte nicht lange, und der gesamte "Zug" sang den Refrain mit, bevor die Passagiere das Jugendorchester mit stürmischem Beifall für seine großartige Leistung in die Pause entließ. Sauber, akzentuiert und dynamisch hatten die Kinder und Jugendlichen mit großer Spielfreude den Charme und die Spannung eines jeden Stückes herausgearbeitet und waren lebhafter Beweis für eine vorzügliche Nachwuchsarbeit im Nieder-Mörler Balsorchester und seinem Förderverein. Ein Unterfangen, das Paul-Heinz Eckhardt im Namen des Kreisfeuerwehr-Musikverbandes mit einer Auszeichnung auf offener Bühne verband, anerkennend gewürdigt auch vom Ortsvereinsvorsitzenden Werner Braun.

Ein Jahr zurück drehte das bestens konditionierte große Orchester das Rad der Zeit und die triumphalen Erinnerungen hin zur Fußball-WM, zum Aufenthalt der saudi-arabischen Nationalmannschaft in Bad Nauheim und dem eigenen umjubelten "Welcome"-Konzert im ausverkauften Jugendstiltheater, dessen Höhepunkt die Welturaufführung der von Otto M. Schwarz eingens komponierten und selbst miterlebten "Welcome Overtüre" war. Das Weltbad mit Herz schrieb das Jahr 1859, als der deutsche Reichkanzler Otto von Bismarck hier zur Kur weilte. Ihm zu Ehren spielte das Blasorchester unter Stefan Haus' energetischem Dirigat Ziehrers temporeiche Konzertpolka "Lieber Bismarck, schaukle nicht". Mit einem rhythmisch ebenso vielseitigen wie kniffligen Querschnitt durch das Erfolgs-Musical "Elisabeth" gedachten die Musiker der Kaiserin von Österreich und Ungarn. Kurz vor ihrer Ermordung im Jahr 1898 in Genf hatte "Sisi" sechs Wochen lang in Bad Nauheim gekurt.

Die größten Hits der englischen Pop-Gruppe Smokie legten die Nieder-Mörler Musiker mit zahlreichen Soli zur Erinnerung an das Millenniums-Konzert der Erfolgsband in der Trinkkuranlage auf, bevor sie sich unter Begeisterungsrufen der Musik des King of Rock'n'Roll widmeten: Von 1958 bis 1960 hatte Elvis Presley während seiner Friedberger Militärzeit in Bad Nauheim gewohnt. Einem der größten Politiker in der amerikanischen Geschichte galt Sousas "Washington Post March" - fünf Jahre lang hatte der spätere US-amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt seine Eltern zu Kuraufenthalten in Bad Nauheim begleitet und hier auch die Schule besucht. Zum großen Finale traten alle Musiker zu einem gigantischen Orchester zusammen, um mit Kees Vlaks "Music is my world" all jenen weltbekannten Musikern ihre Aufwartung zu machen, die je Bad Nauheim besucht hatten, darunter Richrad Strauß, Fritz Kessler, Zarah Leander oder zuletzt Chris de Burgh.

Ein herzliches Dankeschön entrichtete Matthias Heil im Auftrag von Blasorchester und Förderverein an alle Sponsoren und Unterstützer wie Kulturamt, Stadtarchiv, Eisenbahnfreunde und Elvis-Presley-Verein, die das Konzert, die historische Recherche und Dekoration ermöglichten. Besonderer Dank galt Weggefährten, Familien und Gästen sowie allen voran Dirigent Stefan Haus. Mit Stadionhits zollten die Musiker Fußballgrößen wie Sepp Herberger oder Franz Beckenbauer Respekt, die schon in Bad Nauheim weilten. Doch sollte es bei dieser einen Zugabe nicht bleiben. Parallel zur "Last night of the Proms" nahmen Musiker, Solisten auf den Emporen und Gäste spielend und singend Abschied voneinander. Selbst dem innigen "Guten Abend, gute Nacht" sollten zwei weitere Zugaben folgen, bevor die charmanten "Zugbegleiter" Silke Börstler und Robert Garmeister vom TAF ein letztes Mal zum Aufbruch bliesen und sich die Zugtüren schlossen.

Mit "Welcome to Bad Nauheim – Konzert zur WM 2006" begeisterte das Blasorchester der FF Nieder-Mörlen gemeinsam mit dem Jugendblasorchester Bad Nauheim im vergangenen Jahr im ausverkauften Dolce-Theater mit seinem thematisch auf die Fußballweltmeisterschaft abgestimmten Konzert über 600 Zuhörer.

Auch in diesem Jahr wird es wieder ein Willkommens-Konzert der beiden Orchester in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kultur und Sport der Stadt Bad Nauheim geben. War doch Bad Nauheim in der älteren und jüngeren Vergangenheit Anziehungspunkt für eine Vielzahl von in- und ausländischen Prominenten aus Adel, Politik, Kultur, Sport, Wissenschaft und Wirtschaft. Am 24.11.2007 um 19.30 Uhr werden die über 100 Musiker aus der Kurstadt unter dem Motto "Willkommen in Bad Nauheim – Prominente zu Gast im Weltbad mit Herz" unterhaltsam an die Aufenthalte einiger dieser bekannten Persönlichkeiten erinnern.

Der musikalische Leiter Stefan Haus hat mit den beiden Orchestern ein abwechslungsreiches Konzertprogramm erarbeitet, auf dem große Namen wie Otto von Bismarck, Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi), Franklin D. Roosevelt und Karl May ebenso wenig fehlen wie Elvis Presley, Michael Schumacher oder die Popgruppen Smokie und No Angels. Untermalt von Bildsequenzen werden die beiden Moderatoren Silke Börstler und Robert Garmeister wie bereits im vergangenen Jahr unterhaltsam und informativ durch den Abend führen und das Publikum auf seiner Reise durch die Bad Nauheimer Vergangenheit begleiten, bevor die beiden Orchester zum großen Finale gemeinsam musizieren werden.

Eintrittskarten für diese Veranstaltung sind zum Preis von 10 Euro bzw. 8 Euro (für Schüler und Studenten mit gültigem Ausweis) bei folgenden Vorverkaufsstellen erhältlich: Bäckerei Witzel und Metzgerei Walter in Nieder-Mörlen sowie bei der Bad Nauheim Stadtmarketing GmbH, In den Kolonnaden, Bad Nauheim.